Fasten – Teil II – Klassisches Fasten

Fasten

Im ersten Teil meiner kleinen Reihe zum Fasten habe ich euch beschrieben, wie ich das Fasten regelmäßig in meinen Alltag einbinde. Jetzt geht es um eine andere Art des Fastens, das klassische Fasten, das Heilfasten, bei dem man über mehrere Tage fastet und auch (weit) unter den 500 Kcal pro Tag bleibt.

Wie bin ich auf das klassische Fasten gekommen?

Vor drei Jahren hatte ich einfach das Gefühl, dass ich mal raus muss und ein bisschen Zeit nur für mich brauche. Ich wollte mich ein paar Tage komplett auf mich konzentrieren und dabei meinem Körper aber auch der Seele was gutes tun – okay, das hört sich jetzt etwas esoterisch an, aber so habe ich mich damals gefühlt. Meine innere Mitte war mir abhanden gekommen, ich war unausgeglichen, traurig und konnte mir nicht erklären warum das alles. Ja, ich hatte viel Stress im Büro und generell viel um die Ohren, aber das war es nicht alleine. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich mal ein wenig Abstand von meinem Alltag brauchte um mich und mein Leben reflektieren zu können. In dem Zusammenhang habe mich glücklicherweise an das Fasten-Wandern erinnert, von dem mir ein Kollegin erzählt hatte – das wollte ich sowieso schon lange mal ausprobieren.

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Also – gedacht – gebucht. Sechs Tage Fasten und Wandern in Fiedborn – einem sehr klassischen, eigentlich schon konservativen Fasten-Haus, dafür aber mit wahnsinnig viel Erfahrung und – so wurde mir berichtet – super geeignet für Erst-Faster. Und das kann ich auch nur bestätigen –  es ist einfach toll dort. Schon in Vorfeld wurde ich langsam an das Thema heran geführt. Ich bekam vor dem Aufenthalt viele Infos rund um das Fasten und die richtige Vorbereitung. Denn von hundert auf null geht auf keinen Fall und würde den Körper ganz schön stressen.

Wie habe ich mich vorbereitet?

Meine Vorbereitung sah so aus, dass ich drei Wochen vor Fasten-Beginn angefangen habe mich vegan zu ernähren und auf Kaffee sowie Alkohol zu verzichten. Das entlastet den Körper schon mal und beugt „Entzugserscheinungen“ vor. Jetzt nicht im Sinne von „Ich war Süchtig und muss auf Entzug“, aber wer regelmäßig zwei, drei Kaffee am Tag trinkt, der merkt schon, wenn die tägliche Dosis fehlt und sich Kopfschmerzen oder Konzentrationsprobleme einschleichen. Gut also, sich das nicht in Kombi mit dem Nahrungsentzug gleichzeitig anzutun.

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Einen Tag vor dem Fasten-Beginn wird der Körper dann weiter entlastet, indem nur noch Obst und Gemüse auf den Teller kommen.

Wie ging es los mit dem Fasten?

Das Fasten selber wird am letzten Abend mit einem Brei aus Leinsamen, Weizenkleie, Mehl und Trockenobst sowie leckerem Kompott eingeleitet, das regt die Verdauung an. Mitten in der Nacht kommt dann der wohl unangenehmste Teil des Fastens: Das Glaubersalz (ganz schrecklich), womit das Abführen eingeleitet wird, was nun mal zum klassischen Fasten dazugehört. Das schöne in Friedborn ist, dass man jederzeit fragen kann was da gerade mit einem passiert. Es gehört sogar ein Arztbesuch zum Paket und man ist ständig im Austausch mit anderen Fastenden, die zum Teil schon jahrelange Erfahrung haben. Das habe ich sehr zu schätzen gelernt, denn auf manche Erfahrungen beim Fasten war ich nicht vorbereitet.

Wie geht es dann weiter?

Nun, das Glaubersalz tut seinen Dienst und ab dem Moment, indem man komplett „leer“ ist, ist auch der Hunger verschwunden – denn fasten heißt nicht hungern, das ist ganz wichtig. Es gibt viele unterschiedliche Fasten-Varianten. In Friedborn wird nach Dr. Buchinger und Are Waerland gefastet. Beide Varianten sind sehr alt und einfach, bei denen das Fasten immer auch mit viel Bewegung verbunden wird.

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Die nächsten fünf Tage gibt es dann verschiedene Säfte aus entsaftetem Obst und Gemüse, Brühen und Tees, die teilweise mit Mineralien versetzt sind, damit alle wichtigen Nährstoffe zugeführt werden. Alles in höchster Bio-Qualität, das gehört zum Konzept der gesunden Ernährung und das schmeckt man auch. Wenn die Energie etwas nachlässt, was bei mir der Fall war, kann man ein bisschen Honig zu sich nehmen oder auch mit Haferschleim unterstützen – aber nur in kleinen Mengen, damit das Fasten nicht gefährdet wird. Jeder reagiert anders auf das Fasten, viele – vor allem Männer, hatten viel mehr Energie als zuvor, ich habe sogar einen Besucher kennengelernt, der wie berauscht war, dass er gar nicht wieder mit dem Essen anfangen wollte.

Und was macht man dann den ganzen Tag?

Langweilig wird es jedenfalls nicht. Meine Fastentage haben immer aus viel Bewegung an der frischen Luft, Wanderungen, Yoga und Qi Gong sowie einigen schönen Anwendungen bestanden. Ich habe dort zum Beispiel die traditionelle chinesische Akupressur für mich entdeckt. Ich kann euch nicht sagen wie mich das das erste Mal geflasht hat. Die Dame hat bei mir Energie-Knotenpunkte so stimuliert, dass ich noch ein halbes Jahr danach so unglaublich gelöst, energiegeladen und unbeschwert war, dass ich es selber kaum glauben konnte.

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Außerdem habe ich viel gelesen und mich ausgiebig mit den Themen Ernährung, Gesundheit und mir selber auseinander gesetzt. Mich mit anderen unterhalten und ausgetauscht und mir so einige Gedanken gemacht wie ich leben und mich ernähren möchte. Sicher haben meine Erfahrungen in Friedborn und beim Fasten viel dazu beigetragen wie ich jetzt mir Stress umgehe, wie ich zu meinem Körper, meiner Gesundheit und letztlich auch zu den Lebensmitteln die ich esse, stehe.

Mit dem Fleisch essen habe ich danach nicht wieder angefangen und auch über ein Jahr keinen Kaffee getrunken (wie ich das geschafft habe ist mir bis heute schleierhaft 😀 ). Ich versuche keine Zwischenmahlzeiten einzulegen, sondern nur drei Mal am Tag „richtig“ zu essen – das freut meinen Darm. Die Produkte, die ich esse, sollten nach Möglichkeit bio sein, regional und nachhaltig – auch wenn das nicht immer klappt. Manchmal ist bei mir auch nicht alles grün, heimisch und vernünftig. Aber ich denke, es ist besser es so oft wie möglich umzusetzen, als es ganz zu lassen.

Gab es eigentlich auch Nebenwirkungen?

Unser Alltag ist sehr durch die Nahrungsaufnahme strukturiert und auch der Körper ist die meiste Zeit damit beschäftigt die Nahrung, die wir oben einwerfen zu verarbeiten. Wenn da nicht mehr so viel rein kommt, dann benötigt er auch nicht mehr zu viel Energie für die Verarbeitung, ist demnach auch nicht so erschöpft, mit der Konsequenz, dass ich nachts oft topfit war und nicht schlafen konnte.

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Ebenfalls komisch war, dass ich manchmal nicht mehr so gut lesen konnte – wie ich erfahren habe ist das auch eine Nebenwirkung des Fastens. Am Anfang habe ich mit Eiweiß-Mangel zu kämpfen gehabt, dadurch war ich ziemlich schlapp, nachdem ich aber über Haferschleim Eiweiß zu mir genommen habe, ging es mir sofort wieder wunderbar. Abgesehen davon war mir auch ständig kalt – auch eine typische Nebenwirkung der man mit dicken Socken, einem Pulli und einer Wärmflasche aber auch gut entgegenwirken kann.

Wie wird das Fasten gebrochen?

Nach fünf Tagen habe ich mein Fasten dann ganz traditionell mit einem Apfel gebrochen. Dieser Geschmack, dieses Glück über einen Apfel ist unbeschreiblich. Das Fastenbrechen ist wirklich wie ein Festmahl und es wird auch so zelebriert. Mit einer Kerze und ganz viel Zeit. Denn um den Körper wieder an Essen zu gewöhnen muss viel gekaut und langsam gegessen werden. Zudem sollte man die ersten Tage auch gut aufgepasst was man isst.

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Diese Zeit des „Abfastens“ verlangt eigentlich noch mehr Disziplin als das Fasten selbst. Für mich war es sogar härter als gar nichts zu essen. Ihr könnt euch das sicher vorstellen, der Magen wird angeteasert, aber viel essen ist noch nicht erlaubt und auch nicht alles worauf man vielleicht Lust hat. ABER – alles was erlaubt ist z.B. Kartoffeln, Karotten und Quark schmeckt sooooo sagenhaft gut, dass jeder Bissen zu einer riesigen Party im Mund wird. Ich habe nie so intensiv geschmeckt und Essen so ehrlich erlebt wie in den Tagen nach dem Fasten, weil Gewürze und Zusatzstoffe noch total tabu sind.

Was sonst noch?

Während der Zeit in Friedborn habe ich neben dem Essen auch immer auf das Internet, Social Media, TV, Zeitung und Kontakt nach draußen (außer einem kurzen Telefonat mit meinem Mann) verzichtet. Ich habe mich nur auf mich, meine Gedanken, meinen Körper und meine Empfindungen konzentriert. Das ist eine tolle Erfahrung, die ich auf jeden Fall wiederholen werde. Diese Woche, dieser Verzicht gibt mir ganz, ganz viel neue Energie, erdet mich, fokussiert mich und bringt mich wieder runter. Generell habe ich viele Dinge wieder intensiver erlebt, nicht nur Geschmäcker sondern auch Gefühle und Momente – ich war wieder ganz bei mir.

Aber was hat das Ganze jetzt gebracht?

Natürlich hat es meinem Körper gut getan, dass er sechs Wochen (Fasten mit Vorbereitung und Abfasten) von all den Giftstoffen verschont geblieben ist. Zudem waren natürlich auch ein paar Kilos verschwunden – wobei das nicht das primäre Ziel vom Fasten sein sollte, die sind nämlich schnell wieder da. Ich habe mich aber sehr viel frischer, fitter und gesünder danach gefühlt. Fasten stärkt auch das Immunsystem, beugt (ähnlich wie das Intervall-Fasten) vielen Autoimmunerkrankungen vor und wirkt sich super auf den Stoffwechsel aus. Meine Haut hat auch sehr davon profitiert und meine Stimmung sowieso.

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Denn für mich sind die psychischen Veränderungen fast noch wichtiger. Die Energie, die ich aus dem Fasten ziehe, die Fokussierung auf mich und meine inner Mitte, die Zeit mit mir alleine – das macht für mich diese Auszeit so wertvoll. Beim Fasten kann ich mich so wunderbar auf meine Bedürfnisse konzentrieren, in mich hinein hören und dabei alles ausblenden was nicht essentiell ist. Das ist es auch was nach dem Fasten anhält, was mich die nächsten Wochen und Monate begleitet, was mich wieder nach Friedborn geführt hat und sicher auch in Zukunft wieder der Grund für eine Fasten-Woche sein wird.

Und wie geht es weiter?

Im Nächsten Teil geht es dann um das Genußfasten – und hier könnt ihr auch nochmal lesen, was es im erste Teil zum Intermediären Fasten interessantes zu lesen gab.

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