In den ersten beiden Teilen meiner Serie zum Thema Fasten ging es hauptsächlich darum über einen bestimmten Zeitraum nichts zu essen. In meinem letzten Teil möchte ich mich dem Thema des „Genuss-Fastens“ widmen. Keine Ahnung ob man das offiziell so nennt, aber ich mache es und finde den Begriff wirklich passend. Es geht darum mal auf etwas Luxus oder Genuss zu verzichten, um es danach wieder mehr zu schätzen.
Jedes Jahr an Aschermittwoch ist es ein großes Thema – das Fasten. Im Radio, im TV, im Freundeskreis – überall wird darüber gesprochen. Wer fastet überhaupt, wenn ja was und warum eigentlich. Zu dieser Zeit ist das Fasten ja hauptsächlich durch die christliche Fastenzeit geprägt, aber auch für viele, die mit Religion nicht so viel am Hut haben, ist es ein guter Anlass mal wieder über ihr eigenes Konsumverhalten nachzudenken.
Mir geht es auch so und ich versuche jedes Jahr mindestens eine sechswöchige Fastenzeit einzulegen, in der ich auf etwas verzichte, was ich gerne mag, was mir aber nicht unbedingt gut tut. Dies Abstinenzphase muss nicht immer im Anschluss an Fasching sein, oft habe ich es auch schon vor dem Urlaub oder einfach mitten im Jahr gemacht. Der Gedanke dahinter ist simpel: Beobachte einfach dein Verhalten im Alltag, gibt es da etwas was du gerne mal weg lassen würdest? Etwas was dich selber vielleicht stört oder was in letzter Zeit überhand genommen hat?
Das kann vieles sein – angefangen vom Smartphone oder dem Fernseher, über das Auto, die Süßigkeiten, Fleisch, Fastfood oder Alkohol. Und sicher noch viele Dinge darüber hinaus. Einige dieser kleinen Sünden fallen bei mir mal direkt raus aus der „Auswahl“, weil ich damit gar kein Thema habe. Fern schaue ich sowieso relativ wenig, bis auf ein kleines Stückchen von meinem Kuchen (nur um zu testen, ob meine Kreationen auch essbar sind ;)) oder ab und zu mal einem Dessert im Restaurant bin ich keine Naschkatze und Fastfood kommt bei mir sowieso niemals auf den Teller. Das wären also absolut keine Herausforderungen beim Fasten. Damit fallen diese Sachen zum Fasten schon mal raus.
Früher als ich noch Fleisch gegessen habe war es öfters eben dieses was ich sechs Wochen weg gelassen habe. Damals ist mir das schon ein bisschen schwer gefallen und ich konnte mir niemals vorstellen ganz auf meinen Schinken zum Frühstück oder das Hackfleisch in der Lasagne zu verzichten… Spannend wie einfach sich manchmal Dinge ändern und Prioritäten verschieben, aber das ist ein anderes Thema 😉 In letzter Zeit ist es jedenfalls meistens der Alkohol, den ich faste. Nicht weil ich jeden Tag was trinke aber weil ich doch merke, dass ein bisschen weniger nicht verkehrt ist. Wie schnell hat man sich beim netten Abendessen ein Weinchen eingegossen, stößt mit der Freundin an, die man lange nicht gesehen hat, trifft sich auf ein Feierabend-Bierchen oder macht zum Geburtstag feiern das Sektchen auf. Ganz zu schweigen von den Nächten in denen ich dann doch mal wieder Feiern gehe und es nicht bei einem Drink bleibt… In Summe also ein guter Grund mal ein bisschen Verzicht zu üben.
Deshalb heißt es bei mir gerade auch „Ja, gerne ein Bier aber bitte alkoholfrei. ;)“ Dabei sind die ersten Tage immer ein bisschen nervig und manchmal schauen die anderen komisch, wenn ich dann sagen „Nee, danke, heute kein Sekt für mich.“ Dann werde ich gerne mal gefragt ob es mir a) nicht gut geht oder b) ich schwanger bin. Aber keine Sorge, ich bin nicht krank und es ist auch kein Baby unterwegs. Ich gönne meiner Leber nur eine kleine Pause und trinke ganz bewusst nicht.
Und ja die ersten zwei Wochen frage ich mich x-mal warum ich das schon wieder machen und wie ich auf diese bescheuerte Idee komme. Ich denke dann immer „Mensch, so viel trinkst du ja sonst auch sowieso nicht – da musst du jetzt ja auch nicht wirklich fasten.“ Mein innerer Schweinehund, der kleine (oder doch ganz große) Genuss-Mensch in mir will mir einreden, dass es doch kein Ding ist, jetzt doch den schönen, kalten, spritzigen Weißwein zu bestellen. Immerhin wird es Frühling und was gibt es schöneres bei einem Weißwein-Schorle im Café zu sitzen, Leute zu beobachten, zu quatschen und die ersten wärmenden Sonnenstrahlen zu genießen.
Aber dennoch bin ich bis jetzt immer stark geblieben, habe meiner Lust nicht nachgegeben. Zum einen weil ich Inkonsequenz hasse und das wäre meiner Ansicht nach sehr inkonsequent – etwas anstoßen und dann nicht zu Ende bringen. Zum Anderen würde ich mir auch ernsthaft Gedanken um mich machen, wenn ich nicht mal ein paar Wochen ohne Alkohol auskommen würde. Ob es nun so wäre oder nicht, ich hätte das Gefühl es zu brauchen und das macht mir dann tatsächlich auch ein bisschen Angst. Also heißt es durchhalten, Johannisbeersaft-Schorle oder Limo und manchmal auch alkoholfreies Bier bestellen.
Und dann ist da ja auch noch der tolle Nebeneffekt, dass plötzlich viel mehr Zeit da ist bzw. die Zeit am „day after“ viel besser genutzt werden kann. Anstatt mit schwerem Kopf oder sogar Kater aufzuwachen, springe ich frisch und fit aus dem Bettchen. Dazu kommt, dass ich nach einem langen gemütlichen Abend mit Vino und Co. viel mehr Schlaf brauche – der dann auch noch viel schlechter ist als nüchtern. So betrachtet also eine Win-Win-Win-Situation. Da komme ich dann schon manchmal ins Grübeln, ob ich nicht ganz darauf verzichten sollte – aber ehrlich – dafür liebe ich es einfach zu sehr. So ein gemütliches Gläschen Wein, so einen lustigen betüttelten Prosecco-Abend oder eine leckere Brotzeit mit einem zünftigen Bier – das alles möchte ich nicht gänzlich missen.
Neben Alkohol und Fleisch habe ich es temporär auch schon mal ganz vegan versucht. Auch das habe ich durchgezogen – allerdings war das wirklich ein bisschen anstrengend und auch ein wenig monoton – zumindest beim Ausgehen. Beim selber kochen haben wir viele überragende Sachen ausprobiert und ganz ganz tolle Rezepte gefunden – das war gar kein Thema. Aber unterwegs war es schwieriger. Die meisten Restaurants können vegetarisch mittlerweile zwar ganz gut, aber vegan läuft oft noch nicht so wirklich – da landet man dann regelmäßig nur bei einem Salat und sogar da kann es kompliziert werden. Auch im familiären Kontext ist es nicht so einfach. Ich möchte ja keine extra Behandlung und schon gar nicht zusätzliche Mühe machen, beim veganen Essen ist das aber meistens der Fall.
Ich muss auch zugeben vor manchen Dingen habe ich auch großen Respekt. Sicher wäre es mal eine sinnvolle und spannende Herausforderung sechs Wochen auf mein Smartphone zu verzichten und statt dessen eines zu nutzen das wirklich nur SMS und telefonieren kann. Eine andere Option wäre das Auto mal eine Weile stehen zu lassen oder Plastikverpackungen zu Fasten. Aber um ehrlich zu sein: bei diesen Dingen habe ich tatsächlich die Befürchtung es nicht zu schaffen. Aus Bequemlichkeit, aus Gewohnheit, aus Angst nicht alles mitzubekommen… Ich bin etwas unsicher – aber ich werde mir für meine nächste Fasten-Phase sehr genau überlegen, was dann weg bleibt – man wächst ja schließlich an den Herausforderungen 😉
Die Hälfte der Fastenzeit habe ich auf jeden Fall geschafft und mit jedem Tag stört es mich weniger. Ich greife ganz automatisch zum Saftschorle und schlage die Getränkekarte bei den alkoholfreien Varianten auf. Es stört mich nicht, wenn alle um mich herum ein Wein trinken und ich an meinem Zitonenwasser nippe. Und ganz ehrlich – das beruhigt mich ungemein – was nicht heißt, dass ich mich nicht super auf meinen ersten Prosecco nach dem Fasten freue.
Ihr könnt euch sicher vorstellen oder wisst es aus eigener Erfahrung wie toll dieses Fastenbrechen ist, sei es der Apfel nach dem Heilfasten (den Artikeln dazu gibt es übrigens hier), der Geschmack des ersten Stücks Schokolade nach sechs Wochen oder das Gefühl nach so langer Zeit mal wieder den Fernseher zur Entspannung anzumachen. Ich bin nach so einer Fastenphase jedenfalls immer stolz auf mich, dass ich durchgehalten habe, dass ich diszipliniert genug war und im Falle des Alkohols meinem Körper auch was Gutes getan zu haben. Der freut sich sehr darüber.
Das war es nun also mit meiner kleinen Fasten Reihe – hier geht es nochmal zu den ersten Teilen: