Zwischen Digital Detox und Silent Dinner

Eremito

Letzte Woche bin ich aus dem Italien Urlaub mit meinem Mann wieder gekommen. Wir hatten zehn wunderschöne Tage in Bella Italia, wirklich Erholung pur. Schon nach einem Tag war ich so entspannt und gelassen, dass es mich selbst ein wenig überrascht hat. Die Zeit dort war voller Highlights und toller Momente. Am aller meisten haben mich jedoch die zwei Nächte im Eremito beeindruckt. Warum? Ich erzähle es euch.

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Eigentlich war es ein Zufall, dass mein Mann und ich während unseres Urlaubes dort gelandet sind. Wir hatten einen Gutschein bekommen, den wir in unterschiedlichen Hotels einlösen konnten. Nach ein wenig Recherche hatten wir uns schließlich für das Eremito entschieden. Zum Einen weil uns das tolle Design angesprochen hat, aber auch, weil die Lage wunderbar zu unserer Italien-Route gepasst hat. Bevor wir in Umbrien angekommen sind hatten wir bereits drei Tage in Ligurien verbracht, anschließend ging es weiter für fünf Nächte in die südliche Toskana.

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Auf die Zeit im Eremito hatte ich mich im Vorfeld schon ganz besonders gefreut. Ich wusste, dass es sehr abgelegen ist, dass es ein rein vegetarisches Hotel ist und mir war auch klar, dass es dort schön ruhig sein würde. Als mir mein Mann jedoch einen Tag vor der Ankunft sagte, dass beim Abendessen nicht gesprochen werden darf, war ich dann doch etwas skeptisch und sehr gespannt. Wie ist das wohl, kein Wort zu sagen, nicht mal „bitte“ und „danke“ zum Kellner oder „Guten Appetit“ zu den anderen Gästen. Aber alles der Reihe nach.

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An einem wunderschönen, sommerlichen Nachmittag kamen wir im Hotel Eremito an. Wobei die Bezeichnung „Hotel“ nicht wirklich trifft worum es im Eremito geht. Das alte Kloster wurde vier Jahre von dem Besitzer Marcello liebevoll wieder auf- und umgebaut. Der Luxus dieses einmaligen Ortes kommt für mich ganz klar über die authentische, einfache aber trotzdem sehr hochwertige Ausstattung, den unglaublich tollen, herzlichen Service und die Liebe zum Detail. Als ich zum ersten Mal durch die schmalen, dunklen Gänge mit den dicken, kühlen Steinwänden gelaufen bin hatte ich das Gefühl jeden Moment kommt ein Mönch um die Ecke.Eremito

Der erste Eindruck war auf jeden Fall überwältigend. Der leichte Geruch nach Räucherstäbchen, das gedämpfte Licht und die leisen Mönchsgesänge um Hintergrund haben mir ein fast schon ehrfürchtiges Gefühl gegeben. Automatisch habe ich mich langsamer bewegt, mein Umfeld ganz bewusst beobachtet und wahrgenommen. Jeder Moment fühlte sich von Beginn an besonders an. Besonders entschleunigend, besonders entspannend, besonders inspirierend, besonders schön. Wie wir später von Marcello erfahren haben, ist das genau sein Konzept, sein Plan und der geht auf.

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Nachdem wir uns also erstmal orientiert hatten, ich ungefähr hundert Fotos gemacht hatte und unser Gepäck auf unserer Zelle (ja – so heißen die Zimmer) verstaut hatten, gab es noch einen kleinen Nachmittagssnack, gefolgt von ein bisschen Zeit zum Nappen und um den tollen Ausblick zu genießen. Während dessen stieg langsam meine Vorfreude und Neugier auf das komplett stille Dinner, nur mit Kerzenlicht, dem knisternden Kamin und immer noch den wunderschönen Mönchsgesängen. Schließlich machte das Läuten einer kleiner Glocke meiner leichten Anspannung ein Ende und der Kellner signalisierte uns Gästen so, dass das Dinner beginnt.

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Und dann war ich plötzlich ganz für mich. Natürlich hat sich jeder an das Redeverbot gehalten und ich war alleine mit meinen Gedanken und dem wunderbaren Essen. Und ja, im ersten Moment war es echt seltsam. Mein Blick ist durch den Raum geschweift, ich habe überlegt was die anderen wohl denken, ob sie so etwas öfters machen oder auch zum ersten Mal. Ich habe darüber nachgedacht ob ich es mag oder ob ich froh bin, bald wieder sprechen zu können. Ganz klar, dass ich plötzlich viel achtsamer war. Natürlich habe ich viel langsamer gegessen als sonst, habe bewusster darauf geachtet wie das Essen schmeckt und war dabei nur bei mir. Ich fand es tatsächlich schön. Angenehm. So ungezwungen.

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Aber ich habe mich auch gefreut nach dem Essen wieder mit meinem Mann zu sprechen, mich auszutauschen, wie er es fand, wie es ihm geschmeckt hat und habe es sehr genossen nach dem Dinner entspannt bei einem schönen Gespräch am Feuer zu sitzen. Am zweiten Abend hat sich das Abendessen ohne Worte übrigens schon viel natürlicher angefühlt, es war schon fast normal und nur ein unangenehmer deutscher Gast, der mit seiner Monster-Kamera laut klickende Fotos vom Silent Dinner geschossen hat, hat mich und die Stille gestört.

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Die restliche Zeit im Kloster war geprägt vom morgendlichen Joga, von schönen kleinen Wanderungen im Umland und ganz viel Entspannung. Ich habe ein bisschen gelesen, ein wenig geschrieben und ganz viel die Seele baumeln lassen. Und das alles komplett offline. Denn ein Bestandteil des Konzepts ist „Digital Detox“. Im Eremito gibt es weder Fernseher, noch WLAN oder ähnliches. Das Ziel ist es, dass sich die Gäste auf sich konzentrieren, den Blick nach innen richten, dabei sich selbst im Fokus haben und so zu einer tollen Ruhe kommen.

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All das war schon wunderbar – mein absolutes Highlight waren jedoch die gemeinsamen Mittagessen. Bei sommerlichen 28°, einem lauen Lüftchen und Sonnenschein saßen wir alle zusammen im Schatten der mir Wein bewachsenen Pergola. Schon allein das Setting war unbeschreiblich schön. Dazu kamen noch vier richtig leckere Gänge Mittagessen und viele nette, inspirierende Gespräche. Das funktioniert jedoch nur so gut, weil niemals zu viele Leute da sind. Ein weiterer Teil des Konzeptes ist es, dass in der Regel nicht mehr als 12 Gäste in dem Kloster übernachten.

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Vor allem das Lunch am zweiten Tag war spannend. Marcello, der Besitzer war nach einem kleinen Trip nach Rom wieder im Kloster. Er hat uns teilhaben lassen an seinen Visionen, der Entstehungsgeschichte des Eremito, seinem Design-Verständnis und damit letztlich an seiner Leidenschaft für diese Projekt. Denn das ist es worum es ihm geht, seine Leidenschaft zu teilen, damit seine Gäste zu inspirieren, sie zu motivieren und zu ermutigen auch ihre Leidenschaft immer auszuleben. Den eigenen Weg gehen, mit viel Energie, Mut aber auch mit Geduld.

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Von den zwei Tagen habe ich am Ende also nicht nur die Entspannung und den Abstand zum Alltag mitgenommen, sondern viel positive Energie, weitere Motivation und ein Leuchten in den Augen. Die Gespräch mit den anderen Gästen aus ganz Europa waren so beeindrucken, so interessant und bereichernd, dass ich vor lauter Begeisterung tatsächlich Tränen in den Augen hatte, als wir abgereist sind. Nicht weil ich traurig war, dass wir weiter mussten, sondern weil ich so glücklich und dankbar war für diese tolle neue Erfahrung.

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Ich denke wenn ihr bis hier her gelesen habt, könnt ihr euch denken was mein Fazit ist. MACHEN. Natürlich hat dieser besonder Ort seinen Preis, aber was ihr dafür bekommt sind neben tollem Essen und super Service eben vor allem neue Impulse für euch selbst. Eindrücke, die was mit euch machen, die berühren, nachdenklich machen und so, so gut tun. Ich bin hin und weg von diesem Ort und hoffe, dass ich irgendwann mal wieder die Chance haben werde, ein paar Tage dort zu verbringen.

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