Seit mehr als drei Jahren lebe ich nun schon im wunderschönen Stuttgarter Westen. Wenn ich die vier Jahre aus meiner Kindheit dazu zähle komme ich sogar auf sieben Jahre in meinem „Hood“. Ich bin jeden Tag aufs Neue glücklich hier leben zu dürfen. Der Westen ist für mich und die meisten meiner Freunde der tollste Stadtteil Stuttgarts. Und es gibt hier immer wieder einiges Neues zu entdecken.
In unserem Viertel finden sich sehr viele kleine Lädchen, Bars, Restaurants und Manufakturen. Viele liebevoll geführte kleine Geschäfte, bei denen man spüren kann, wie viel sie ihren Eigentümern bedeuten. Sie haben sich mit ihrer Leidenschaft oder einer ganz besonderen Idee selbständig gemacht oder führen ihren Laden aus Tradition schon in zweiter, dritter Generation weiter.
Der Stuttgarter Westen lebt von seiner Vielfalt – der besondere Charme entsteht, weil die Menschen hier gleich ticken. Alles ist ein bisschen Bio, ein bisschen „Hippster“, ein bisschen schwäbisch, ein bisschen multikulti und ein bisschen lässig. Ich muss nur aus dem Haus gehen und habe alles was ich brauche – plus – alles was ich liebe. Und ich kann immer wieder – jeden Tag – Neues entdecken.
Manche Lädchen sind von außen so unscheinbar, dass ich eigentlich gar nicht rein gehen würde, manches ist einfach „nur“ neu und manches so vertraut, dass es schon zu meinem täglichen Leben gehört. Deshalb habe ich mich auch schon die ganze Woche auf diesen Samstag gefreut. Freunde haben meinem Mann und mir zum Geburtstag eine Eat-the-World-Tour durch unser Viertel geschenkt. Eine Tour, bei der es neben ein paar (Fun-) Facts auch noch das ein oder andere „Probiererle“ gibt. Ich war schon ganz gespannt was ich Neues erfahren würde und, ob was Altbekanntes dabei ist. Und es war richtig toll. Sieben Geschäfte haben wir besucht und haben auch einiges dazu gelernt.
Und los geht’s:
Beim Metzger Schneider gab es gleich zu Beginn der Tour tolle, selbstgemachte Maultaschen mit geschmelzten Zwiebel – oh wie gut! Mega Start sage ich nur. Super lecker – sowohl die vegetarischen, als auch die „normalen“ waren richtig toll gewürzt und kamen schon nah an Omas Originale ran.
Next Stop: Kollektiv Plattsalat. Nur ein paar Straßen weiter haben wir einen kleinen Rundgang durch den Bio-Supermacht gemacht und einen kleinen Eindruck gewonnen wie dieses Kollektiv funktioniert. Im Fokus stehen regionale und Bio-Produkte. Der Laden ist ganz weit weg von der Massenabfertigung im konventionellen Supermarkt, allerdings kommt er recht hemdsärmlig daher – was durchaus gewollt und auch charmant ist.
Der nächste Stop, das Café von Tarte und Törtchen war eines meiner Highlights. Die Patisserie lässt alle Kuchen- und Tortenträume wahr werden. Es gibt eine feine Auswahl an kleinen und größeren Tartes und Törtchen, die sowohl optisch, als auch geschmacklich einfach nur der Wahnsinn sind. Und richtig guten Kaffee gibt es noch dazu. Hier werde ich sicher bald mal wieder auf eine kleine Sünde vorbeikommen und die hübschen Kreationen genießen. Ganz sicher.
Nach einem weiteren kleinen Spaziergang sind wir bei Frau Panzer gelandet. Vor 12 Jahren hat sie den Laden von ihrer Mutter übernommen und führt seit dem den kleinen Feinkostladen Feinkost Panzer mit allem was das Herz begehrt. Frische, regional Produkte, und viele Basics, erweitert um ein kleines Gin Angebot. Schon jetzt kann man bei ihr Gin Tastings buchen und bald gibt es auch hausgemachte Suppen und Snacks. Der kleine „Tante-Emma-Laden“ hat einen einzigartigen Charakter. Vor allem die offene und liebevolle Art vom Frau Panzer lädt zu wiederkommen ein.
Nach einem kurzen Abstecher mit Käse-Chroissant bei dem Traditions-Bäcker Müller und pikantem Köfte bei Cesa Cigköfte in der Schwabstraße stand noch das letzte Geschäft an – das TaiChi Teehaus.
Der Laden ist von außen recht unscheinbar. Sofort beim Betreten hatte ich aber das Gefühl in eine andere Welt einzutauchen. Durch die vielen Teesorten, die zur Auswahl stehen, die liebevolle Dekoration und die kunstvoll bemahlten Tee-Tassen habe ich mich irgendwie ganz weit weg gefühlt. Zum gelungenen Ausklang der Tour hat die Eigentümerin Frau Wagner noch eine traditionelle Tee-Zeremonie für uns durchgeführt. Dabei hat sie für uns einen ganz wunderbaren, weichen und milden Grünen Tee mit Jasmin Aroma zubereitet. Sie hat uns eingeführt in die Riten der Teezubereitung, uns mitgegeben wie wichtig Ruhe und Gelassenheit sind und dabei ganz viel Lust auf weitere „Tee Kränzchen“ gemacht.
Jetzt wo ich alles beim Schreiben nochmal Revue passieren lasse muss ich sagen es war genau mein Ding und richtig schöne drei Stunden. Ich muss dazu sagen, dass Gero, unser Guide dazu ebenfalls seinen Teil beigetragen hat. Er konnte sowohl mit einigem Wissen über den Westen als auch mit viel Begeisterung für die Tour glänzen. Und auch wenn ich einiges schon kannte war die Tour toll für mich. Wieder einmal einen anderen Blick auf mein Viertel zu werfen hat sehr viel Spaß gemacht und mich motiviert immer wieder mit offenen Augen durch die Straßen zu laufen. Ich möchte immer noch mehr entdecken, erleben und teilen.